Régis Werlé erklärt: Unterschiede zwischen Coaching und Mentoring

Unternehmen investieren in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter durch verschiedene Methoden, um deren Fähigkeiten zu stärken und ihre berufliche Entwicklung zu fördern. Neben klassischen Weiterbildungsmaßnahmen wie Fachkursen und Seminaren haben zwei Ansätze eine große Bedeutung: Coaching und Mentoring. Beide Methoden haben das Ziel, Mitarbeiter optimal auf ihre zukünftigen beruflichen Herausforderungen vorzubereiten, unterscheiden sich jedoch in ihren Ansätzen und Einsatzgebieten erheblich.

Definitionen und Abgrenzungen

Coaching

Coaching ist ein strukturiertes, meist kurzfristiges Entwicklungsinstrument, bei dem ein ausgebildeter Coach dem Coachee (dem zu Coachenden) hilft, spezifische Fähigkeiten zu entwickeln oder Herausforderungen zu meistern. Coaching zeichnet sich durch eine flexible, methodenreiche Herangehensweise aus. Der Coach passt seine Methoden individuell an die Bedürfnisse des Coachees an, um dessen Problemlösungskompetenz zu fördern. Coaches sind oft externe Berater, die nicht in der direkten Hierarchie des Unternehmens eingebunden sind, was eine flache Hierarchie und eine partnerschaftliche Beziehung ermöglicht.

Mentoring

Mentoring hingegen ist eine langfristige, erfahrungsbasierte Entwicklungsbeziehung, in der ein erfahrener Mitarbeiter (der Mentor) einen weniger erfahrenen Mitarbeiter (den Mentee) unterstützt. Mentoren sind in der Regel interne Mitarbeiter, die ihre bewährten Methoden und Erfahrungen weitergeben, um den Mentee in seiner beruflichen Entwicklung zu unterstützen. Die Beziehung zwischen Mentor und Mentee ist häufig hierarchisch strukturiert, wobei der Mentor als Autoritätsperson und direkter Vorgesetzter agiert.

Gemeinsamkeiten

Trotz ihrer Unterschiede verfolgen sowohl Coaching als auch Mentoring das Ziel, den beruflichen Nachwuchs auf zukünftige Aufgaben vorzubereiten. Beide Methoden basieren auf persönlichem Kontakt, der es ermöglicht, auf individuelle Fragen einzugehen und spezifische Herausforderungen zu adressieren. Dadurch können Coachee und Mentee unmittelbar von den Erkenntnissen und Erfahrungen ihrer Betreuer profitieren. Die Redewendung „Gib Hungernden keinen Fisch. Bring ihnen das Angeln bei.“ trifft auf beide Methoden zu, da das Ziel darin besteht, nachhaltige Fähigkeiten zu vermitteln.

Unterschiede im Detail

Herkunft und Qualifikation der Betreuer

Coaching:

  • Coaches sind oft externe Fachleute mit einer spezifischen Ausbildung und Zertifizierung.
  • Sie bringen ein breites Spektrum an Methoden und Lösungsansätzen mit und können flexibel auf die Bedürfnisse des Coachees eingehen.

Mentoring:

  • Mentoren sind in der Regel erfahrene interne Mitarbeiter, die ihre Praxiskenntnisse weitergeben.
  • Sie müssen nicht zwingend eine spezielle Ausbildung für ihre Rolle haben, sondern qualifizieren sich durch ihre berufliche Erfahrung.

Hierarchische Struktur und Beziehung

Coaching:

  • Die Beziehung zwischen Coach und Coachee ist partnerschaftlich und durch flache Hierarchien geprägt.
  • Coaches sind oft keine direkten Vorgesetzten, sondern externe Berater oder spezialisierte interne Coaches.

Mentoring:

  • Mentoren sind häufig direkte Vorgesetzte und Autoritätspersonen.
  • Die Beziehung ist hierarchisch strukturiert, was eine klare Weisungsbefugnis des Mentors beinhaltet.

Flexibilität und Methodenvielfalt

Coaching:

  • Coaches nutzen eine Vielzahl von Methoden und passen diese flexibel an die individuellen Bedürfnisse des Coachees an.
  • Ziel ist es, eine breite Palette an Problemlösungsstrategien zu vermitteln.

Mentoring:

  • Mentoren vermitteln oft spezifische, bewährte Methoden und Praktiken.
  • Der Fokus liegt auf der Weitergabe von etablierten Prozessen und Wissen innerhalb des Unternehmens.

Wann welches Instrument sinnvoll eingesetzt werden sollte

Einsatz von Coaching

Coaching eignet sich besonders in folgenden Situationen:

  • Förderung von Führungskompetenzen: Wenn Nachwuchskräfte auf Führungspositionen vorbereitet werden sollen und eine breite Methodenvielfalt erlernen müssen.
  • Spezifische Herausforderungen: Wenn Mitarbeiter vor spezifischen, kurzfristigen Herausforderungen stehen, die eine flexible und angepasste Unterstützung erfordern.
  • Entwicklung von Problemlösungskompetenzen: Wenn es darum geht, die Fähigkeit zur eigenständigen Problemlösung und Entscheidungsfindung zu stärken.

Einsatz von Mentoring

Mentoring ist vor allem in diesen Fällen sinnvoll:

  • Langfristige Entwicklung: Wenn eine kontinuierliche, langfristige Unterstützung und Begleitung gewünscht ist.
  • Weitergabe von Unternehmenswissen: Wenn es darum geht, spezifisches Wissen und bewährte Praktiken innerhalb des Unternehmens weiterzugeben.
  • Hierarchische Unterstützung: Wenn eine klare, hierarchische Anleitung durch einen erfahrenen Vorgesetzten erforderlich ist.

Sowohl Coaching als auch Mentoring bieten wertvolle Möglichkeiten zur Personalentwicklung und sollten von Führungskräften nicht unterschätzt werden, unterscheiden sich jedoch in ihren Ansätzen und Einsatzgebieten. Während Coaching durch Flexibilität, Methodenvielfalt und eine partnerschaftliche Beziehung geprägt ist, zeichnet sich Mentoring durch die Weitergabe von erfahrungsbasiertem Wissen und eine hierarchische Struktur aus. Die Wahl des passenden Instruments hängt von den spezifischen Bedürfnissen und Zielen der Mitarbeiterentwicklung ab. Indem Unternehmen und Unternehmer diese Unterschiede verstehen und gezielt einsetzen, können sie die bestmögliche Unterstützung für ihre Mitarbeiter gewährleisten und deren berufliche Entwicklung optimal fördern.

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